It’s cold. It’s winter. You are out in a deserted snowed out countryside. What would make you feel warm and dry? It’s the hut on the horizon – a soft warm plume of smoke coming from its chimney. They invite you into the house to sit on the fireplace. They serve you soup. You are safe and sound.
What is a Teufelskamin? A Devil's Chimney is a natural geological phenomenon, a natural rock formation built by tidal powers. Take for example the natural shaft on the Crozon peninsula in Brittany, France. Waves push into this pit and spit out a giant jet of seawater. Watch out! It's a cold satanic soup coming from Hell’s kitchen. When chef Satan starts cooking, wet showers are coming out of his hut, not dry smoke. At least the devil cooks with water.
What is cooking when the old Kammerflimmer Kollektief invites you to sit on their Teufelskamin? There is a familiar electric guitar that takes you on a ride into Black Mountains. There is the ground making breath of an Indian harmonium. There is a gentle dark push from an upright bass. And there is a female voice amplifying wordless moods over wordless songs.
For years now the Kammerflimmer Kollektief have skillfully sailed waves of various musical genres. On Teufelskamin a spooky guitar sound, a Surf Noir is a new ingredient. And bravely, they call out for Albert Ayler’s helping ghost. Kammerflimmer Kollektief is creating a great authentic dish over a nice long running fire and like the devil they cook with water. Cool, cool water. Heike Aumüller, Johannes Frisch and Thomas Weber are stirring some music of salty beauty from which no one can escape.
Want more?
How do you get visitors out of your house? Well, jam the chimney over the fireplace. Smoke them out like these devils do in Western movies.
Was erzeugt Heimeligkeit in einer verschneiten, menschenleeren Landschaft? Das Haus am Horizont, aus dessen Schornstein eine Rauchfahne aufsteigt. Dort gibt es warme Suppe, man ist gerettet. Wie holt man Leute aus einem Haus? Man verstopft den Schornstein des Kamins. Man räuchert sie aus, wir alle haben die Western gesehen. Und wer fällt in den Kamin, wenn alles schön ist und niemand böse? Na, der Weihnachtsmann mit seinem dicken Hintern selbstverständlich.
Was aber ist ein Teufelskamin? Ein Teufelskamin – es gibt mehrere – ist ein Schacht auf der Halbinsel Crozon in der Bretagne, sagt Google. Durch wird den das Wasser zu einer Fontäne hochgedrückt, es ist kein Spaß. Der Rauch, der aus diesem Teufelskamin aufsteigt, ist also sehr nass. Hier kocht der Teufel, und wie immer, er tut es falsch herum. Aber er kocht auch nur mit Wasser, wie wir alle.
Es ist nicht Hells Kitchen insgesamt, es ist der Herd des Teufels, über den wir reden, wenn wir über „Teufelskamin“ reden. Es ist jener, der die Hölle wärmt, sie heimelig macht, durch den der Weihnachtsmann allerdings nie hereinkommt und dessen Abzug niemand abdecken würde. Der Teufelskamin wird vom Teufel benutzt. Einzig & allein.
Der „Teufelskamin“ des Kammerflimmer Kollektiefs wärmt uns, indem er uns auf der Gitarre mitnimmt in die Black Mountains. Der Standbass ist gewohnt weich, doch absolut entschieden gezupft und ordnet die Ausbrüche. Das Harmonium füllt die Lücken, die die Gitarre lässt, zwingt ihr allerdings auch welche auf. Die Stimme Heike Aumüllers ist für die Band dabei ein weiteres Instrument, das die Stimmung verstärkt, die Texte stehen nicht im Vordergrund, dennoch, Obacht, entstehen hier Songs, nicht Tracks.
Das Kammerflimmer Kollektief balanciert seit Jahren geschickt auf der Mauer, die Betonköpfe zwischen Blues und Jazz gezogen haben, hin und her, und macht, als wäre das nicht Kunst genug, komplexe Saltos dabei. Auf „Teufelskamin“ aber kommt, stärker denn je, – und nicht etwa nur als Zitat – der Rock hinzu, der Pop, sein kleiner Cousin gleichfalls. Und beide werden ausgelotet in jede Richtung, ausgeräuchert, genau seziert, und alles, was man brauchen kann, das nimmt das Kammerflimmer Kollektief mit hinein in seinen Topf, der im Teufelskamin am Seil hängt. Hier wird nicht mit Feuer gekocht und Hitze, sondern mit Wasser und Kühle.
Wir wissen, heat is motion, doch Bewegung erzeugt wiederum Hitze, und beim Kammerflimmer Kollektief ist es wie beim Teufel, immer anderes herum, die Hitze kommt aus der Emotion. Die freilich wird kalt serviert, es rockt erst, wenn es ganz durchdacht ist, weil es so schön ist in seiner Klugheit. Heike Aumüller, Johannes Frisch und Thomas Weber sind keine kalten Fische, jedoch wissen sie als gute Künstler, dass man nicht authentisch herumflippern kann, nicht als Erwachsener. Also sortieren sie ihre Gefühle in der Musik, das nennt man Kunst machen. Daher ist es kein Wunder, dass sie Albert Aylers „New Ghosts“ anrufen, wir sollen wissen, wo sie herkommen.
Das Kammerflimmer Kollektief erzeugt so auf „Teufelskamin“ Musik von kalter klarer Schönheit, der man sich nicht entziehen kann, und deren eigentümliche Schönheit einem ans Herz wächst. Man wärmt die Musik mit sich, wird selber der Kamin, der diesen Pop – und es ist Pop! – glühend schwingen lässt in sich. Nun ist man ja immer der Resonanzboden für Musik, nur ist man es selten bewusst, wird man doch oft so übergossen von Effekten, dass man die Struktur eines Songs gar nicht mehr erfassen kann. Hier ist es anders. Das Kammerflimmer Kollektief fordert, es fordert Hinhören – und belohnt dafür. Will man mehr? Kann man mehr bekommen?
Jörg Sundermeier